Samstag, 1. Februar 2025

Les Vagabondes: Grüsse aus dem Norden

Das Vokalensemble "Les Vagabondes" lädt ein zu einer musikalischen Reise durch den Norden Europas. Wir singen feurige und sehnsuchtsvolle Lieder aus Irland, Grossbritannien, Norwegen, Schweden und Finnland und erzählen vom Leben am Meer, von der wunderschönen Natur und von Frauen-schicksalen vergangener Jahrhunderte. Herzlich willkommen!


Arrane Oie Vie


Das Gute-Nacht-Lied „Arrane Oie Vie“ stammt von der britischen „Isle of Man“. Tradi-tionell wurde das Lied am Ende der Weihnachtsmesse gesungen, als musikalische Überleitung, bevor man sich auf den Weg nach Hause oder ins Pub machte. Heute erklingt „Arrane Oie Vie“ oft am Ende von Konzerten oder anderen Zusammenkünften, wenn es Zeit ist aufzubrechen und von den Freunden Abschied zu nehmen. Die kelti-sche Sprache „Manx“, in der das Lied gesungen wird, ist mit dem irischen und schotti-schen Gälisch verwandt. Die Sprache weist deutlich skandinavische Einflüsse auf. 
Wir singen das Gute-Nacht-Lied in der Version der amerikanischen Vokalgruppe „Navan“.


Zeit, nach Hause und ins Bett zu gehen,
Der Stuhl unter mir drängt mich, zu gehen.
Wir müssen uns beeilen.
Es wird Zeit, ins Bett zu gehen.

Die Dunkelheit ist gekommen, wir müssen nach Hause gehen;
Schwarz wird das warme Licht des Kamins;
Das ist unser Zeichen, zur Ruhe zu gehen.
Es ist fast an der Zeit, „Gute Nacht“ zu sagen.






Dean Younk a Gernow


In der Folge des Minen-Crashs im 18. Jahrhundert verliessen viele Männer Cornwall, um anderswo auf der Welt ihr Glück zu suchen. „Wo immer ein Loch im Boden ist, dort ist ein Mann aus Cornwall zu finden“, besagt eine in Cornwall verbreitete Redewendung. Doch was wurde aus den Frauen, die damals zurückblieben, fragten sich die Sängerinnen der kornischen Band „Dalla“. Im Lied „Der junge Mann aus Cornwall“ singen sie über die starken Frauen Cornwalls, die damals den Lebensalltag daheim weiterführten und ihre Familien ernähren mussten.

Musikalischer Ausgangspunkt des Liedes ist eine traditionelle Melodie aus Cornwall. Tony Snell steuerte einen Text in kornischer Sprache bei, Neil Davey komponierte eine zweite Stimme und die Sängerinnen von „Dalla“ übersetzten das Ganze auf Englisch. Ausgehend von dieser Komposition, welche die Musiker*innen von „Dalla“ uns netterweise zur Verfügung stellten, entwickelten wir eine Chorversion, die auch von der Interpretation der australischen Musikerinnen Kate Burke und Ruth Hazleton inspiriert wurde. Während wir die instrumentalen Zwischenspiele von Burke & Hazleton in Form eines „Diddling“ (Singen ohne Worte) umsetzen, singen wir den Rest des Liedes auf Englisch und Kornisch. Letzteres ist eine keltische Sprache, die mit dem Walisischen und Bretonischen eng verwandt ist.


Der junge Mann aus Cornwall ist verschwunden
So weit weg von unserem Land.
Und ich werde nicht gehen müssen, um ihm zu folgen
noch jemals weglaufen.

Ich erinnere mich an den Tag, als er wegsegelte
in einem Schiff so hoch, so gross,
Sein Kummer und seine Trauer waren nicht zu bändigen
Als er aus der Sicht unseres Landes segelte.

So hart die Steine und so hart der Boden,
Das ist alles, was wir je kannten.
Hart ist das Leben zu Hause und auf See:
Doch mein Herz wird sich als treu und wahr erweisen.

Gott sei mit dir, mein Lieber, denn er ist dein Schild
Auf dem Meer, wie auch auf dem Land,
Und wenn ich dich in diesem Leben nicht mehr sehe,
so sei Gott mit dir bis ans Ende der Welt.







Dúlamán


„Dúlamán“ (irisch für ‚channel wrack‘, eine Art essbarer Seetang) ist ein irisches Volkslied. Der Text des Liedes bezieht sich auf den irischen Brauch des Seetang-Sammelns. Der Tang kam u.a. als Dünger, Badezusatz und Nahrungsmittel zum Einsatz. Wir singen das gälische Lied im Arrangement von Michael McGlynn, der den renommierten irischen Chor „Anuna“ leitet.


Oh sanfte Tochter
Hier kommen die werbenden Männer
Oh sanfte Mutter
Setz die Räder für mich in Bewegung

Seegras, Seegras
Seetang von den gelben Gipfeln
Irischer Seetang von den gelben Gipfeln
Seetang, Seetang, Seetang des Ozeans
Irischer Seetang von den gelben Gipfeln

Ich würde nach Dore gehen
Mit dem irischen Seetang
„Ich würde teure Schuhe kaufen,“
Sagte der irische Seetang

(Refrain)

Der irische Seetang
Hat schöne schwarze Schuhe
Der irische Seetang
Hat eine Baskenmütze und Hosen

(Refrain)

Oh sanfte Tochter
Hier kommen die werbenden Männer
Oh sanfte Mutter
Setz die Räder für mich in Bewegung

(Refrain)

Es gibt einen gelben Goldkopf
Auf dem irischen Seegras
Es gibt zwei stumpfe Ohren
Auf dem irischen Seetang







Lon Doire an Chairn


„Die Amsel von Doire an Chairn“ ist ein altes gälisches Lied aus Irland. Ursprung des Liedtextes ist ein Laiengedicht aus dem 18. Jahrhundert, das in der Fiannaíocht-Tradition in Form des „dán díreach“ geschrieben wurde. Es kritisiert das von christlichen Priestern beherrschte Irland. Das Gedicht nutzt den Kontrast zwischen dem Leben im Freien und der heidnischen Religion der Fiánna und dem klösterlich-disziplinierten Christentum, das mit dem frühchristlichen Irland verbunden ist. Das Gedicht reflektiert über das Gefühl der Entfremdung von der Natur, das mit dem Christentum verbunden ist und beschreibt Szenen aus dem Leben der Fiannaíocht, die ein Irland voller Leben zeigen, in dem Mensch und Natur miteinander vereinbar sind. Wir singen das Lied in einer Version des Vokaltrios „Navan“.


Das ist süss, Amsel aus Doire an Chairn;
ich habe nirgendwo Musik gehört,
die süßer war als das Lied,
das du singst, während du nistest.

Die süsseste Musik der Welt,
traurig ist sie für jeden, der nicht still zuhört,
Sohn von Alpronn der melodiösen Glocken,
und traurig für dich, zu deinen Gebeten zurückzukehren.

Wenn du, wie ich,
die Geschichte des Vogels kennen würdest,
würdest du bittere Tränen vergießen und
deine Aufmerksamkeit nicht auf Gott richten.

In Norwegen der azurblauen Ströme
hat Mac Cumhaill der weingefüllten Becher
den Vogel erhalten, den wir jetzt sehen,
und das ist die Geschichte seines Ursprungs für dich.

Der Wald dort ist Doire an Chairn,
wo die Fiana Schutz suchte,
und dorthin wurde die Amsel
wegen der Schönheit und Anmut der Bäume gebracht.

Das Pfeifen der Amsel von Doire an Chaim,
das Blöken der Hirsche von Aill na gCaor
und das Rauschen der Enten von Loch na dTrí gCaol –
das war die Musik, zu der Finn bis zum frühen Morgen schlief.

Das Moorhuhn von Cruachain Chuinn,
der schrille Schrei der Otter von Druim Dá Loch,
der Schrei des Adlers von Gleann na bhFuath
und der Gesang des Kuckucks von Cnoc na Scoth.


Als Finn und Fiana noch lebten,
zogen sie den Berghang dem Kirchhof vor.
Der Gesang der Amsel war ihnen lieblich,
und der Klang der Kirchenglocken gefiel ihnen nicht.







The Old Man From Over the Sea


Im englischsprachigen Raum weitverbreiteten Spottlied „The Old Man From Over the Sea“ macht sich eine junge Frau über das Werben eines alten Mannes lustig. Dem heutigen Publikum bekannt wurde das Lied in der Version der englischen Revival-Sängerin Frankie Armstrong (1966) und der irischen Folk-Band „Lankum“ (2014). Auf Armstrongs Plattenumschlag war zu lesen: „Traditionell denken Eltern, die eine heiratsfähige Tochter haben, an materielle Vorteile, während sich die Gedanken des Mädchens um (sagen wir) geistige Dinge drehen. Aus dieser Situation entsteht eine Reihe von Liedern, die dem einfachen Volk nie langweilig werden. Dieses wurde schon zu Shakespeares Zeiten auf einem Balladenblatt gedruckt, und zweifellos war es damals nicht neu.“ Vielleicht ist es die Mischung aus zynischem Humor und scharfer Empörung, die den besonderen Reiz solcher Lieder ausmachten. Die „Handlung“ (z.B. in „Maids, When You're Young Never Wed an Old Man“) zielt auf Lacher ab, aber wenn man ein paar Sekunden darüber nachdenkt, bleibt einem angesichts von Zwangsheirat, Zwangssex und Tod das Lachen im Hals stecken.


Es kam ein alter Mann über das Meer
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Es kam ein alter Mann über das Meer
Er kam wehleidig und schnüffelnd zu mir herüber
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Der zitterte und zitterte

Meine Mutter sagte, ich solle ihn hereinbitten.
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihn hereinbitten
Und er kicherte und sabberte über sein Kinn
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zitterte und zitterte

Meine Mutter sagte, ich solle ihm einen Schemel geben
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm einen Hocker geben
Ich gab ihm einen Schemel und er saß wie ein Narr
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zitternd und bebend

Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm ein Stück Kuchen geben.
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm Kuchen geben
Und der dumme alte Narr schlängelte sich wie eine Schlange
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zitternd und schüttelnd

Meine Mutter sagte, ich solle ihm den Zucker reichen.
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm den Zucker geben
Und er schüttelte und schaufelte ihn hinunter wie ein Kerl
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart

Er zitterte und zitterte

Meine Mutter sagte, ich solle ihn ins Bett bringen
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihn ins Bett bringen
Und der dumme alte Teufel stand fast auf seinem Kopf
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zitternd und bebend

Meine Mutter sagte, ich solle ihm zeigen, was er tun soll.
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm zeigen, was er tun soll
Aber der dumme alte Kabeljau konnte nicht lernen, wie man vögelt
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zittert und zittert

Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm Lebewohl sagen
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Meine Mutter sagte mir, ich solle ihm Lebewohl sagen
Nun, ich nahm Abschied von ihm und wünschte ihn in die Hölle
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Zitternd und bebend

Es kam ein alter Mann über das Meer
Ja, aber ich will ihn nicht haben
Es war einmal ein alter Mann, der kam über das Meer
Kam wehleidig, schnüffelnd, zu mir herüber
Mit seinem langen grauen Bart, mit seinem langen grauen Bart
Er zitterte und bebte







Da hömin


Die Melodie des Wiegenliedes "Da hömin" (zu Deutsch: Abenddämmerung) stammt von den Shetland-Inseln ganz im Norden Schottlands. Karin Ericsson Back vom schwedischen Vokaltrio „Irmelin“ hat die traditionelle Melodie mit einem englischen und shetländischen Text versehen. Die auf den Shetland-Inseln traditionell gesprochene Sprache ist eine Mischung aus schottischen Dialekten und der inzwischen ausgestorbenen nordgermanischen Sprache „Norn“.


Liebling, jetzt geht der Tag zu Ende
Der Abend kommt und der Schlaf auch
Die kleinen Vögel fliegen zurück zu ihren Nestern
Sie finden ihre Mütter, genau wie du
All die Blumen auf der Wiese
Schlafen ein bis zum Morgengrauen
Schließe deine Augen und lass die Schatten
Wiegen dich in den Schlaf und wärmen dich

Du wirst die guten Dinge hören und lernen
Jeder Tag wird dein Reichtum sein
Ich werde versuchen, meine Flügel auszubreiten und
Dir Kraft und Gesundheit zu geben
Alle Blumen auf der Wiese
Schlafen ein bis zum Morgengrauen
Schließe deine Augen und lass die Schatten
Wiegen dich in den Schlaf und wärmen dich








Vidder


Das Stück "Vidder" (Hochebenen) kommt ganz ohne Worte aus. Die Melodie stammt aus der Feder des Norwegers Stein Austrud und ist der norwegischen Berglandschaft gewidmet. Wir singen die mehrstimmige Interpretation des norwegischen Vokalensembles PUST.






Gammelkäring


Im norwegischen Lied "Altes Weib" wird über eine alte Wollspinnerin gelästert. Das schwedische Vokaltrio Irmelin hat das Lied (in der Version von Hanne Kjersti Yndestad) humorvoll arrangiert und mit ausgedehnten Trall-Passagen versehen. Unter "Trall" versteht man das Singen ohne sinntragende Silben.


Hast du ein altes Weib gesehen?
Sie ging auf dem Hofe und kardete Wolle.
Wenn du sie gesehen hast,
so hör nicht auf sie,
denn sie hat die Tasche voll
und erzählt nur Unsinn.








Vänner och Fränder


Beim Lied „Vänner och fränder“ (auf deutsch: „Freunde und Verwandte“) handelt es sich um eine mittelalterliche Ballade aus Schweden. Sie erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die vorteilhaft verheiratet werden soll und sich am Ende gegen ihr Schicksal auflehnt und mit ihrem geliebten Roland die Flucht ergreift.


Freunde und Verwandte trafen sich zu beraten,
Wie sie ihre Cousine dieses Jahr verheiraten wollen,
Blühende Jugend, trafen sich zu beraten,
Wie sie ihre Cousine dieses Jahr verheiraten wollen.

Dir werden wir einen Königssohn zum Mann geben,
Der mehr Gold hat als der kleine Roland Land hat,
Blühende Jugend, einen Königssohn zum Mann,
Der mehr Gold hat als der kleine Roland Land hat.

Am Samstag und Sonntag ging die Botschaft raus,
Am Montag und Dienstag sollte sich zeigen, welche Angebote sie bekam,
Draussen in den Rosen, ging die Ausschreibung raus,
Am Montag und Dienstag sollte sich zeigen, welche Angebote sie bekam.

Am Mittwoch und Donnerstag ward der Wein gemischt,
Am Freitag und Samstag wurde auf den Ehrentag angestossen,
Blühende Jugend, ward der Wein gemischt,
Am Freitag und Samstag wurde auf den Ehrentag angestossen,

Sie tranken tagelang, sie tranken an drei,
Aber die Braut wollte nicht zu den Betten hinübersehen,
Blühende Jugend, sie tranken an drei,
Aber die Braut wollte nicht zu den Betten hinübersehen.

Da kam ein verarmter Hilfsmatrose zur Tür herein,
Er war ganz in blau gekleidet,
Blühende Jugend, ein verarmter Hilfsmatrose
Er war ganz in blau gekleidet.


Er kam an den Tisch und sprach,
Ich sehe, dass die Segel gesetzt werden,
Blühende Jugend, und sprach,
Ich sehe dass die Segel gesetzt werden

Und die Jungfrau ging zum Speicher,
Und rannte den Weg hinunter zum Meer,
Blühende Jugend, sie ging zum Speicher,
Und rannte den Weg hinunter zum Meer.

Sie sprang auf die Felsen und sie lief auf Zehenspitzen,
Und gab wohl acht auf die Wellen unter ihr,
Blühende Jugend, lief auf den Zehenspitzen,
Und gab wohl acht auf die Wellen unter ihr.

Und sie ward an Bord des Schiffes empfangen,
Mit Met und Wein bewirtet,
Blühende Jugend, an Bord des Schiffes,
Mit Met und Wein bewirtet.

Ich sehe an deinen zarten weissen Fingern,
dass der Ehering erst seit gestern dort sitzt,
Blühende Jugend, an deinen zarten weissen Fingern,
dass der Ehering erst seit gestern dort sitzt.


Ich sehe an deinem goldenen Haar,
dass der Brautkranz erst seit gestern darauf weilt,
Blühende Jugend, an deinem goldenen Haar
dass der Brautkranz erst seit gestern darauf weilt.

Ich sehe an deinen schneeweissen Brüsten,
dass du noch keine kleinen Kinder getröstet hast,
Blühende Jugend, an deinen schneeweissen Brüsten,
dass du noch keine kleinen Kinder getröstet hast.

Und die Jungfrau legte sich an des armen Rolands Seite,
Sie fühlte keine Sorgen und keine Angst,
Blühende Jugend, an des armen Rolands Seite,
Sie fühlt keine Sorgen und keine Angst.








I denna ljuva sommartid


"In dieser lieblichen Sommerzeit" ... mit diesen Worten beginnt die wohl innigste Lobpreisung der Natur, welche die schwedische Volksmusik zu bieten hat. Das Lied ähnelt einem Gebet und endet mit den Worten "Fürs Leben danke ich dir". Die Musik stammt aus der Feder von Sophie Livebrant, der Text vom gleichnamigen, im Jahre 1653 geschriebenen Hochsommer-Psalm. Wir singen das Lied im Arrangement
 von Eva Lestander, Sängerin des Vokalensembles "Kraja".


In dieser lieblichen Sommerszeit
geh hinaus meine Seele und erfreue dich
der Gaben des grossen Gottes.
Seh, in welchem Schmucke die Erde steht,
seh, wie sie für dich und mich
so wunderbare Gaben bekommt.

Ach, ist es bereits hier so schön,
ist es so herrlich und so grün
auf dieser unbedeutenden Erde.
Was soll es dann dort nicht geben
in der Herrlichkeit, wenn ich einst
verklärt sein werde.

Wenn ich der Drossel klaren Gesang höre
und die Lerche den ganzen Tag über jubiliert
hoch über den Feldern und Hügeln,
dann kann ich nicht stille schweigen,
mein Gott, so lange ich lebe,
fürs Leben danke ich dir.








Enkelit


Das von der finnischen Musikerin Tellu Turkka komponierte Werk „Enkelit“ – auf Deutsch: Engel – handelt von einer Frau, die ihr Kind verliert. Das Werk führt die Zuhörenden tief in die Welt der Trauer hinein und wieder zurück. Es endet mit ruhigen und konsonanten Akkorden, welche die Akzeptanz der Tragödie und die Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod widerspiegelt. Die 7-teilige Komposition basiert auf Volksliedern und dem Kalevala-Epos. Wir singen Teil zwei, drei und sieben.

1

Vor langer Zeit hatte eine Frau namens Aino
ein Haus und einen Mann,
bald schon hatte sie ein süsses Geheimnis,
innig gehegt, ein süsses Geheimnis,
Zwillinge, die sie damals erwartete.
Ein Mond verging und dann noch einer,
aus Sommer wurde frostiger Herbst,
der Tod rückte aus den Sümpfen und Mooren heran,
kroch über die Felder und Brachäcker.


2

Ein Mond verging und dann noch einer,
bald schon eines ganzen Jahres Ausmass erlangend,
verrichtete Aino ihren täglichen Haushalt
für ihr Haus und für ihren Mann.
Eines Tages schreckte sie von ihrer Arbeit hoch,
hörte Stimmen von unterhalb der Dielen,
weinende Stimmen, traurig und verlassen,
wehklagend vor Verzweiflung und Schmerz.
Still stehend hörte sie erneut:
Da waren winzige Stimmen am Weinen.
„Was ist dieses Weinen unter den Dielen,
hab ich je schon eine solche Traurigkeit gehört,
hat je schon ein so elender Schmerz
mein Herz und meine Gefühle berührt?“


3

Die weinenden Stimmen im Ohr,
weinend vom Keller empor,
zündete Aino eine Kerze an und
wappnete sich, der Dunkelheit entgegen zu treten.

Das Schlimmste an Vorstellungen fürchtend,
wild zitternd und bebend,
riss sie die Bodenluke weit auf,
sah die Leiter, die nach unten führte.

Da waren Ratten und da waren Spinnen,
Dunkelheit ragte faulig und angsterfüllt auf,
als sie sich auf der Leiter vorwagte,
einen Schritt nach dem anderen tat.

Dunkel und kalt, auf dem Boden wimmelte es,
wimmelte es von Schlangen und Maden.
Sich ein Herzen fassend tat sie einen weiteren Schritt,
machte einen Schritt und dann den nächsten.


4

Noch nie hatte sie solchen Schrecken gefühlt,
gespürt, wie ihr Blut stockte und gefror,
noch nie solch grauenhafte Gräuel gesehen.


5

„Reiss dich zusammen und finde deinen Mut,
spür den Boden und finde einen festen Stand,
halt den Kopf aufrecht, bekämpf deine Monster,
stähl dich, um diesen Gräueln ins Gesicht zu schauen.
Komm, meine Schöne, komm und schau dir das an,
weich nie zurück vom dem, was du siehst –
all diese Dinge sind deine eigenen Alpträume,
deine eigenen Ängste und deine eigenen Schreckgestalten;
ausschliesslich in deinem Kopf Form annehmend,
ist nichts davon Wirklichkeit.
Schau, meine Schöne, schau genauer hin,
weich nie zurück von dem, was du siehst;
wenn du dich nicht traust zu bleiben und hinzuschauen,
werden deine Schrecken kein Ende haben“.


6

Blass vor Angst und Schrecken
zwang sich Aino hinzuschauen;
die Zeit verstrich, die Schrecken vergingen,
alles, was übrig blieb, war Stille.
Sich tief bückend begann sie zu suchen,
scharrte in der Erde, um zu finden, was versteckt lag,
wühlte in der Erde, dann gar tiefer,
grub durch Dreck und Staub und Asche,
bis sie einen Umriss spürte,
bis sie einen winzigen Sarg fand:
Im Sarg lagen ihre Kinder,
versteckt im dunkelsten Keller
hob Aino sie hoch und hielt sie fest,
drückte sie an sich und berührte ihre Gesichter,
wusch sie mit den Tränen ihrer Sehnsucht,
mit allen Tränen, die sie vergossen hatte.
Dann trug sie ihre beiden Kinder
hinaus ins Sonnenlicht, hinaus in den Sommer.

Dort verwandelten sich ihre Seelen in Sperlinge,
breiteten ihre Flügel aus und stiegen zu den Himmeln empor,
beide Vögel stiegen zu den Himmeln empor,
einer kehrte zurück, um für Aino zu singen,
mit Worten der Liebe und Güte zu singen,
um der Mutter Traurigkeit singend zu lindern.


7

„Weine nicht mehr, vergiess keine Tränen mehr,
liebste Mutter, alles ist jetzt gut.
Sieh, wie deine Kinder zum Himmel hoch fliegen,
sieh, wie wir im goldenen Sonnenlicht segeln,
an den Wolken, Sternen und Regenbögen vorbeifliegen,
wo die goldene Sonne ihren Sitz hat,
nahe Gott und seiner ganzen Herrlichkeit,
über dich als Engel wachend,
über all deine Liebsten wachend,
über alle deine Tagesanbrüche,
all deine Sonnenuntergänge.“










Emoni ennen


Das Lied handelt von den Ratschlägen, welche die Mutter ihrer Tochter mit auf den Weg gibt. Der traditionelle Text wurde von Sari Kaasinen – Sängerin der finnischen Band „Värttinä“ – vertont. Ursprünglich als Ventil für Mädchen gegründet, um traditionelle karelische Lieder zu singen, hat sich Värttinä in den letzten zwanzig Jahren zu einer der treibenden Kräfte in der nordischen Volksmusik entwickelt.


So sang sie, so sang meine Mutter,
so sang sie in den alten Tagen, so sang sie einst.
Sing, Mädel, solange du ein Kind bist,
sing weil du noch ein Kind bist.
Schaukle sachte, sachte schaukle,
schaukle und singe, schaukle und singe.

Behütet zu Hause unter deinen Leuten
auf des Vaters Land und Farm.
Bald wird es Zeit, einen Ehemann zu finden,
des Ehemannes Haus und Heim zu betreten.
Behütet zu Hause unter deinen Leuten
auf des Vaters Land und Farm,
bald schon das Haus des Ehemannes betretend.

Sing, Mädel, solange du ein Kind bist
mit keinem Kummer in dieser Welt.
Spar dir all deine Sorgen für später auf
im Haus und Heim deines Ehemannes.

Stimm mit mir ein und singe für mich,
denn ich bin müde und voller Überdruss.
Und diese Burschen verdienen kein Lied.
So sang meine Mutter ...

Sorge dich nicht um den kommenden Tag,
lass deine Sorgen und Leiden beiseite,
vergnüge dich, solange du ein zartes Mädchen bist,
halte dich nicht mit dem morgigen Tage auf,
lass deine Sorgen und Leiden beiseite,
vergnüge dich, geniesse deine Jugend.
Sing, Mädel, solange du ein Kind bist.
Stimm mit mir ein und singe für mich.
So sang meine Mutter.







Syyllinnen syli


Auch dieses Lied stammt aus der Feder der finnischen Sängerin Mari Kaasinen. Der Titel lässt sich als „Treulose Arme / Umarmung“ übersetzen.


Wer hat mir davon erzählt - es hätte eine Lüge sein müssen -
der mir diese Wut, diese Qualen brachte,
der mir zeigte, dass der Mann wertlos war,
dass alle seine Versprechen leer waren?
Und ich werde keine treulosen Arme,
keine treulosen Arme in meine Nähe lassen.
Ich lasse keine treulosen Arme,
keine treulosen Arme mich umarmen.

Du hast dein Gelübde gebrochen - elender Mann -
du hast deine Ehre verloren, deine ach so berühmte Ehre.
Du hast dich von einem anderen verführen lassen,
du bist einem falschen Duft gefolgt, einer falschen Fährte.
Und ich werde keine treulosen Arme zulassen.
Nun, hier ist der Weg für dich
und du kannst ihn nehmen.
Du hast getan, was du getan hast. Ach ja -
und so wird es enden.


Sonntag, 24. März 2024

Les Vagabondes: Grüsse aus Osteuropa

Am 8. und 9. Juni 2024 nimmt euch das Vokalensemble "Les Vagabondes" mit auf eine Reise von Vilnius nach Kyiv. Wir singen feurige und sehnsuchtsvolle Lieder aus Belarus, Bulgarien, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien, Ukraine und Ungarn. Wir freuen uns auf euch!



Sonntag, 23. Juli 2023

Samstag 16. September 2023: Les Vagabondes singen an der Basler Chornacht

Im kommenden September findet die Basler Chornacht zum zweiten Mal statt. Dieses Jahr ist das Vokalensemble "Les Vagabondes" mit von Partie. 

Ihr habt mehrere Gelegenheiten, uns zu hören. Nachmittags singen wir auf Plätzen der Basler Altstadt, am Abend treten wir gemeinsam mit dem Jazzchor Basel und dem Vokalensemble "i sestini" in der Karthäuserkirche (Waisehaus) auf. Wir freuen uns, wenn ihr mit dabei seid!


Strassensingen in der Basler Altstadt:

15.00 Uhr auf dem Andreasplatz (15 Min.)

15.45 Uhr am Spalenberg (10 Min.)

16.30 Uhr auf dem Rümelinsplatz (15 Min.)

 

Auftritt in der Karthäuserkirche:

19.30 Uhr

21.30 Uhr

 

Alle weiteren Infos zur Chornacht und den Vorverkauf der Tickets findet ihr auf:

https://www.baslerchornacht.ch/

Sonntag, 2. April 2023

Grüsse vom Mittelmeer

Les Vagabondes: Konzerte am 17. und 18. Juni 2023

Das Vokalensemble "Les Vagabondes" nimmt euch mit auf eine Reise von Nizza nach Nikosia. Wir singen feurige Lieder aus dem südfranzösischen Occitanien, inbrünstige Gesänge aus Korsika und Sardinien sowie Lieder mit Trommel und Bodypercussion aus Süditalien, Griechenland und der Türkei. Wir freuen uns auf euch!



Weitere Infos über die Konzerte findest du hier


Konzertprogramm "Grüsse vom Mittelmeer"

Am 17. und 18. Juni 2023 bringt das Vokalensemble "Les Vagabondes" musikalische Grüsse aus dem Mittelmeerraum auf die Basler Bühnen. Als Einstimmung hier ein paar Informationen zu den neuen Liedern.


Aval lo long de l’aigo


„Dort unten am Wasser“ heisst das erste Lied unseres Mittelmeer-Programms. Es handelt von einer verzweifelten jungen Frau, die ihren zum Tode verurteilten Liebsten derart liebt, dass sie verlangt neben ihm gehängt zu werden. "Vater, wenn sie Pèire hängen, so hängt uns beide auf. Hängt Pèire an den Ast und mich darunter. 
Bedeckt Pèire mit Rosen und mich mit weissen Blumen“. 

Das traditionelle Lied stammt aus der französischen Haute-Auvergne und wird in okzitanischer Sprache gesungen. Das Okzitanische (langue d’oc, occitan) ist eine galloromanische Sprache, die hauptsächlich im südlichen Drittel Frankreichs, aber auch in Teilen Spaniens (Katalonien) und Norditaliens (piemontesische Alpen) gesprochen wird. Wir singen das Lied im Arrangement des Vokaltrios „Cocanha“ aus Toulouse.




Veusa megi


Das Protestliest „Die Arztwitwe“ stammt aus der Feder des okzitanischen Dichters und Liedermachers Victor Gélu. Geschrieben wurde es kurz nach Ausbruch des Krimkrieges (1853-1856), einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und einer Koalition aus dem Osmanischen Reich, Frankreich, Grossbritannien sowie Piemont-Sardinien. Im Lied fleht eine Witwe aus Marseille ihren jüngeren Sohn an, zu desertieren, anstatt auf der Krim Fremde zu töten oder dort im Namen der Bonzen zu sterben, die das Elend des Volkes herbeiführten. „Mon bel anheu vas a la guerra pagar l’impòsst de ma misèra … ». 

Wir singen das Lied in Anlehnung an die Interpretation des französischen Sängers Manu Théron. Der Refrain lautet wie folgt:

Sie sagen, es sei das Gesetz, das schreckliche Gesetz,
das erneut so viele Familien quält.
Doch unser guter König hat es abgeschafft,
es kam in Marseille nicht mehr zur Anwendung.
Es ist nicht das Gesetz, es ist ein Horror,
Es ist ein Dekret des Terrors,
Es ist das Messer des Kuttelnschneiders
Im Herzen der Mütter!





Anghjulina


Das korsische Vokalquartett „Barbara Furtuna“ hat sich dem traditionellen polyphonen Gesang Korsikas verschrieben. Neben alten überlieferten Liedern singen die vier Männer auch Eigenkompositionen wie z.B. „Anghjulina“, in der die emotionsreiche Rückkehr eines Mannes auf die Insel seiner Jugend und seiner Jugendliebe beschrieben wird. 


Die Sonne geht am Strand unter
Und allmählich wird es dunkel.
Man hört einen Mann gehen,
Bereits hat er die ersten Häuser erreicht.

Vorbei am Kreuz, nimmt er den Schotterweg.
Er verlängert seine Schritte, jetzt ist es dunkel.
Dieser Weg scheint so lang zu sein,
Wie oft schon hat er die Stunde der Rückkehr herbeigesehnt.

Die Umgebung hat sich kaum verändert
Das Haus und der Gemüsegarten direkt darüber
Wo er seinen Lebensabend verbringen wird.
Denn er hat geschworen, nie mehr fortzugehen.

In seinem Herzen tauchen Erinnerungen an seine Kindheit auf
Süße (vergangene) Momente des Laufens und Spielens,
Und die Haare seiner Angelina
Und dann seine träumenden Augen.


Er entdeckt den Sinn seines Lebens wieder,
Seine Leiter, geblieben, um sie zu erklettern,
aufgerichtet wie eine letzte Herausforderung:
Hier ist sein Frieden, der jetzt kommt.

Er sucht nach den Schlüsseln für das Tor,
zaghaft dreht er sie.
In der Stille quietscht das Schloss
beginnt das Schloss wie ein Echo zu knarren.

Oh, so viele Monate, so viele Jahreszeiten
Des Exils jenseits des Meeres.
Heute sucht er nach dem Grund
Der sein Leben fortgetragen hat, in die Ferne.

So viele verlorene Farben und Früchte
die er heute wiedergefunden hat.
Und lässt einige Träume in der Schwebe hängen
im Getümmel irgendeiner Stadt.


Und Angelina, die er an diesem Ort wiedergefunden hat
Die weiche Haut und die feurigen Küsse.

Heute Nacht für den Pilger
Wird der Schlaf vielleicht nicht kommen,
durch die intensive Suche nach dem Wege,
Der ihn dem Glück näher bringt.

Morgen, wird am Strand
eine neue Sonne aufgehen müssen.
Und dann werden Angelinas Augen
Nicht mehr aufhören zu leuchten.




Das korsische Vokalquartett "Barbara Furtuna"


Dins Paris


Das burleske Lied „Dins Paris“ (auch „La vielhòta“ genannt) handelt von einer liebestollen Rentnerin, die beschlossen hat, erneut zu heiraten und sich beim Tanzen einen jungen Mann angeln möchte. Das Lied, dessen Ursprung bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen soll, ist im okzitanischen Sprachraum sehr verbreitet. In einigen Varianten preist die alte Dame detailliert sämtliche Vorzüge (den gesamten Viehbestand!) an, die eine Heirat mit ihr dem Bräutigam bringen würde. Doch die Ereignisse überstürzen sich und alles kommt anders, als die Dame sich dies erhofft hat … Wir singen das Lied in der Version der Vokalgruppe „La Mal Coiffée“, die in der südwestfranzösischen Region Occitanie beheimatet ist.



La Mal Coiffée - Die schlecht Frisierten aus Südwestfrankreich



Il sogno di Frida


Das verspielt-verträumte Lied „Il sogno di Frida“ (Fridas Traum) haben wir uns von der süditalienischen Vokalgruppe „Faraualla“ abgeguckt. Das Ensemble aus Apulien hat sich dem Experimentieren mit der Stimme als Instrument verschrieben. Dass die Klangfarben dabei manchmal mehr Bedeutung haben als der Liedtext, konnten wir aus erster Hand erfahren. Wie uns die Sängerinnen versichert haben, lohnt es sich bei „Fridas Traum“ nicht, nach einem tieferen Sinn des Textes zu suchen.






De finibus terrae


Dieses Lied ist am „Ende der Welt“ entstanden, wo die äusserten Zipfel Europas auf das Meer treffen. Das kraftvolle Lied ist die Frucht einer Kooperation der
Sängerinnen Rachele Andrioli (Apulien), Elsa Corre (Bretagne) und Ugia Pedreira (Portugal), die allesamt am Rande des Kontinents leben. Wir singen die italienische Version des Liedes, die Rachele Andrioli für ihren Frauenchor arrangiert hat.


Wo der Walnussbaum wächst, wird meine Stimme geboren.

Was es ist, das uns beherrscht
und das uns diese unermessliche Liebe suggeriert, weiß ich nicht.

Und was es ist, das uns ruft und uns zurückführt,
zueinander führt, weiß ich nicht.

Wir wurden im Laub der Olivenbäume geboren
Und in den Winden, die uns hierher brachten.

Wir haben weder einen Namen noch ein Land
Nur ein Lied, das uns das Meer einst lehrte.

Hier kommt die hellste Stunde, in der ich die neue Frau am besten sehe und erkenne, die vor mir steht und sagt: Sei glücklich, ich bin du.

Was es ist, das uns beherrscht
und das diese unermessliche Liebe hervorruft, weiß ich nicht.
Ich bin du, ich bin du.

Wo der Walnussbaum wächst, wird meine Stimme geboren.
Ich bin du, ich bin du.

Ärger, Ärger auf See.

Tanz Nina, tanz Nina!

Wo die Welt stirbt,
habe ich meine Stimme gesät
sei glücklich, ich bin du.



Rachele Andrioli und ihr Frauenchor aus Apulien


La loda


„Die Lobpreisung“ heisst dieser inbrünstige Gesang aus Sardinien. Luca Nulchis vom sardischen Ensemble Andhira hat dieses traditionelle Lied für Chor zu Papier gebracht. „La loda“!


Sie war schön und glich einem Engel,
einer Göttin aus den Himmeln, einer Fee.
Aus ihren Zöpfen strömte ein Duft
Nach frisch erblühten Rosen.





Ederlezi


„Ederlezi“ ist der Titel eines Roma-Liedes und besingt das von vielen orthodoxen Roma auf dem Balkan und in der Türkei am 6. Mai gefeierte Frühlingsfest „Đurđevdan“ bzw. „Hıdrellez“. 

Das Lied entstand mutmasslich im sozialistischen Jugoslawien und war besonders in den 1980er-Jahren populär. Es ist strittig, ob es sich um Volksliedgut handelt oder ob die Urheberschaft bei einem Komponisten liegt. Goran Bregović der Band „Bjelo Dugme“ verwendete das Lied 1988 als Filmmusik in Emir Kustiricas Film „Zeit der Zigeuner“ und bezeichnete sich selbst als Autor des Liedes. Mehrere Roma reklamierten anschliessend ebenfalls ihre Autorschaft an dem Lied. Der Roma Dušan Ristić von der serbischen Band „Kal“ bezeichnete Bregović für seinen Umgang mit der Autorschaft zynisch als Teil der „gypsy music industry“. Weil uns die Filmmusik sehr gefällt, orientiert sich unser Chorarrangement an der Interpretation von Goran Bregović.


Das orthodoxe Frühlingsfest


Koupes


"Tha Spaso Koupes" ist ein traditioneller kleinasiatischer "Maqam" (Standard), der 1928 durch die Interpretation von Marika Papagika bekannt wurde. Das Lied ist über die Jahrzehnte durch unzählige Sängerinnen und Sänger interpretiert worden, sodass es zahlreiche Varianten des Liedtextes gibt. Die Melodie selbst war auch in den sephardischen, armenischen und muslimischen Repertoires bekannt, die grösstenteils zu Zeiten des Osmanischen Reiches entstanden sind. Die Koexistenz mit türkischsprachigen Muslimen lässt vermuten, dass auch sie eine Rolle bei der Mitgestaltung der Melodie gespielt haben.

„Tha Spaso Koupes“ – in der Version der berühmten griechischen Sängerin Eleftheria Arvanitaki – ist eines der bekanntesten Smyrneika-Lieder, das den Geist und den Charakter der Griechen von Smyrna in einer luftig-leichten Weise zum Ausdruck bringt. Der Text handelt von einer jungen Frau, die sich mit einem Mann ein heftiges Wortgefecht liefert und daraufhin ihre Beziehung zu ihm beendet. Obwohl sie noch immer Gefühle für ihn hegt, beschließt sie, sich aus dieser Liebesbeziehung zu lösen und ihre Erfahrung zu verarbeiten. Sie gibt sich dem Tanz hin, dem griechischen Bauchtanz „Tsifteteli“, um diesen Mann effektiv aus ihrem Bewusstsein zu entfernen und sich zu reinigen. Der Bauchtanz „Tsifteteli“ wurde hauptsächlich von Griechen aus Kleinasien (aus der heutigen Türkei) nach Griechenland gebracht.

Unsere Version von „Tha Spaso Koupes“ (auf Deutsch: Ich werde Tassen zerbrechen) hat einen anderen Inhalt. Sie orientiert sich an der Interpretation der griechischen Sängerin Marina Satti und an der Acappella-Version von „Choir on the stairs“.


Letzte Nacht habe ich dich in meinen Träumen gesehen,
wie du dein Haar um deinen Hals drapiert hast.
Um Himmels willen, meine Kleine. Nicht weinen.
Hör auf, um Himmels willen, und du sollst haben, was du willst.

Mein kleines Kind, komm her und ich küsse dich
und hab keine Angst, dass ich alles ausplaudere.

Ich zerbreche Tassen für die Worte, die du gesagt hast
und kleine Gläser für die schmerzlichen Worte.
Ich zertrümmere Tassen für die Worte, die du gesagt hast
und kleine Gläser für die schmerzlichen Worte.

Um Himmels willen, meine Kleine. Hör auf zu weinen.
Hör auf, um Himmels willen, und du sollst haben, was du willst.



Mit ihr wurde das Lied "Tha spaso koupes" bekannt.



Ti trihas to gefyri


Auch das griechische Lied „Die Brücke der Haare“ stammt aus Vorderasien (heute: Türkei). Sie handelt von der Triha-Brücke, einer legendären Brücke in der Region Pontus, die dem Lied zufolge durch Menschenopfer errichtet wurde. Heute wird die Brücke nicht mehr benutzt. Sie ist als Denkmal erhalten und erinnert an die tragische Legende, dass der Baumeister, um die Brücke für die Allgemeinheit zu reparieren, seine Frau und sein persönliches Glück opferte. Wir singen das Lied „Die Brücke der Haare“ in einem Arrangement der zypriotischen Chorleiterin Vasiliki Anastasiou.


Oh Brücke, oh Brücke
Daphne, mein Fluss
auf der Triha-Brücke
Oh Daphne, duftend
tausend Handwerker waren am Werk,

Komm, mein Daphne-Fluss
und zehntausend Lehrlinge,
Oh, meine Daphne, mein Duft.

Sie arbeiten den ganzen Tag,
komm Daphne,
sie würden in der Nacht zusammenbrechen,
Oh Daphne.


Hey Vorarbeiter, was kannst du mir geben?
Sag mir, mein Daphne-Fluss,
um deine Brücke stark zu machen?

Oh Daphne, duftend
wenn ich dir meinen Vater gebe,
Sag mir, mein Daphne-Fluss
Ich habe keinen anderen Vater
Ob meine Daphne, mein Duft.

Hey Vorarbeiter, was kannst du mir geben?
Sag mir, mein Daphne-Fluss,
um deine Brücke stark zu machen?

Wenn ich dir meine Mutter gebe,
Sag mir, mein Daphne-Fluss
Ich habe keine andere Mutter.
Oh, meine Daphne, mein Duft


Was kannst du mir geben, Meister?
Sag mir, mein Daphne-Fluss
um die Brücke zu halten?

Ich werde dir meine Brüder geben.
Sag mir, mein Daphne-Fluss
Ich werde keine anderen Brüder haben.
Oh, meine Daphne, mein Duft

Was kannst du mir geben, mein Vorarbeiter?
Sag mir, mein Daphne-Fluss,
um die Brücke stark zu machen?

Daphne, mein Duftender
Ich schenke dir meine schöne Frau.



Vasiliki Anastasiou und ihr Amalgamation Choir aus Zypern


Ksenitia tou erota


„Das fremde Land der Liebe“ heisst dieses wunderschöne Lied, das wir durch den zypriotischen Frauenchor „Amalgamation Choir“ kennen und lieben gelernt haben. Komponist ist der zypriotische Musiker Giorgos Kalogirou aus Nikosia.

Über den Kykkos Bergen fällt der Nebel tief. Ein Adler sucht Wasser zum Trinken. Er findet eine einsame Kiefer, verwittert durch die Zeit. Ihre Wurzeln dürsten nach kühlem Quellwasser. Auf einem tiefen Ast landet der Adler und fragt: „Wer besitzt die Quelle und erlaubt dir nicht vom Wasser zu trinken?“ Die Kiefer antwortet: „Es ist die Quelle der Liebe, die darauf wartet, dass das wunderschöne Mädchen aus den fernen Ländern zurückkehrt und den jungen Mann wiederfindet, der es nicht mehr aushält, dass sie in der Ferne weilt. Damit sie beide wieder gemeinsam aus der Quelle trinken und die Berge dadurch wieder erblühen lassen.



To Margoudi ki a Alexandris


Dieses Volkslied aus Thrace (Griechenland) handelt von der verbotenen Liebe zwischen einem verheirateten Mann und der Schwester seiner Ehefrau.

Margoudi und Alexandris treffen sich heimlich im Hinterhof. Die Nachbarschaft hat es gesehen und tratscht. Die Mutter hat es gesehen und murrt: „Ich habe dich ermahnt nicht rauszugehen, Margoudi, heimlich in den Hinterhof.“ – „Wenn du möchtest, Mutter, schlage mich. Doch ich werde weiterhin in den Hinterhof gehen, um Alexandris zu sehen.“








Samstag, 28. Mai 2022

Grüsse aus dem Kaukasus

Einzelne Live-Mitschnitte aus unserem Konzertprogramm "Grüsse aus dem Kaukasus" sind nun auf unserem Youtube-Kanal zu finden. Viel Spass beim Reinhören!